13.7.2023, 10:24

ABT CUPRA vor spektakulärem Rennen in Rom

  • Nico Müller über Rituale und Tricks zur Rennvorbereitung
  • Hohe Temperaturen bei Double-Header-Event erwartet
  • Anspruchsvolle Strecke wird zur Herausforderung für die Piloten
  • Alle Infos, Factsheets und Zitate zum Rennen

Cham/Rom, 13. Juli 2023 – In der italienischen Hauptstadt erwartet das ABTCUPRA Formel E Team eine echte Hitzeschlacht und eine der anspruchsvollsten Strecken der Saison. Die vorletzte Station des Rennkalenders bietet Fans der Formel E ein Double-Header-Event am Samstag und Sonntag (15. und 16. Juli). ABT CUPRA Pilot Nico Müller gibt einen Einblick in die Abläufe eines Formel-E-Rennens und verrät seine Rituale und Tricks, um voll konzentriert und bestens vorbereitet in das Rennen zu starten.

Rückblende ins Glücksgefühl

Halbfinale des Qualifyings in Berlin: Nico Müller wurde in die Box geschoben und sah in die Gesichter seines Teams. „Die Luft hat geknistert. Man konnte das Funkeln in den Augen der Mechaniker und Ingenieure sehen – das war Glücksgefühl pur“, beschreibt der Schweizer Pilot des ABT CUPRA Teams die Szenen nach dem Erreichen des Qualifying-Finals beim Rennen in Berlin Ende April. In Rom möchte das ABT CUPRA Team an diesen Erfolg anschliessen. Was dafür nötig ist, wissen Nico Müller und Teamkolllege Robin Frijns nur zu gut. 

Die Vorbereitung auf das Rennen in Rom begann für Nico Müller bereits kurz nach dem Ende des letzten Rennens in Portland (USA). „Die Analyse des letzten Rennens gehört schon zur Vorbereitung. Man nimmt die Lektionen mit, die man gelernt hat“, erklärt er. Vor dem tatsächlichen Rennwochenende geht es dann zunächst in den Simulator, ehe die Anreise stattfindet. Ein erstes Gefühl für den realen Kurs bekommen die Piloten bei der Streckenbegehung. „Da haben die Teams einen Slot, bei dem man die Strecke zu Fuss abgeht. In der Formel E gibt es keine permanenten Rennstrecken, deshalb ist die Begehung enorm wichtig. Man achtet auf jedes Detail: wo sich der Asphalt verändert, oder wo vielleicht eine Bodenwelle ist, die man aus dem Cockpit nicht sieht“, beschreibt Nico die akribische Begutachtung.

Vertrauen in das Fahrzeug bekommen

Ist die Strecke verinnerlicht, geht es um die optimale Abstimmung des Rennwagens. „Das Fahrzeug wird bis zum Rennen permanent abgestimmt und das Set-Up verfeinert, um es optimal auf die Streckenbedingungen und meinen Fahrstil anzupassen. Zusammen mit den gesammelten Daten ist mein Input dabei sehr wichtig, denn ich bin es, der das Fahrzeug am Limit bewegt und das Vertrauen ins Material haben muss. Ich bin da in enger Abstimmung mit den Renningenieuren und dem Performance-Ingenieur.“

Nico nennt diese einzelnen Schritte „Warm-Up“ für das Rennen. Dazu gehört auch das Abschirmen von der Aussenwelt, um „in den Tunnel“ zu gelangen. „Man muss an einem Rennwochenende alles andere links liegen lassen. An einem Renntag ist kein Platz für irgendetwas anderes. Man ist 100 Prozent bei sich, beim Team und beim Rennwagen und versucht, das Maximum aus dem Paket herauszuholen.“ Selbst den Kontakt zur Familie beschränkt er auf ein Minimum. „Morgens frage ich kurz nach, ob zu Hause alles in Ordnung ist, dann erst nach dem Rennen wieder, aber dazwischen ist tatsächlich sehr wenig Zeit, um sich auszutauschen, weil man sich voll und ganz dem Renntag widmet.

Die letzten Rituale vor dem Start

Um auch körperlich voll einsatzfähig zu bleiben, ist die Ernährung genau auf die Fahrer abgestimmt. „Die Essenspausen sind fest terminiert und das Essen wird dazu angeliefert. Es gibt immer das gleiche: Morgens ist es meist Brot, Ei und eine Banane. Mittags glutenfreier Reis, mit gekochtem Gemüse und Hähnchen. Es soll genug Energie liefern, aber nicht schwer im Magen liegen“, erklärt Nico. Der 31-jährige Schweizer trinkt zudem manchmal vor dem Rennen noch einen kleinen Wachmacher. „Ich bin ein grosser Kaffee-Fan. Wenn ich mich noch ein bisschen mehr pushen möchte, dann trinke ich noch einen Espresso. Das entscheide ich situativ.

Das Rennen: Wenn der Strom unter Volllast fliesst

Nach den Briefings mit den Fahrern, Mechanikern und Ingenieuren werden die letzten Anpassungen am Set-Up des Rennwagens gemacht. Jetzt liegt es in den Händen der Piloten, die vorangegangene Teamarbeit zu veredeln und in die Punkte zu fahren. Ein kleines Ritual vor dem Einstieg ins Monocoque behält Nico sich vor. Gut zehn Minuten, bevor es losgeht, stellt sich der Rennpilot vor sein Fahrzeug und beginnt mit einem körperlichen Warm-Up. „Ich habe zwei, drei Übungen zum Aufwärmen. Dabei gehe ich immer denselben Bewegungsablauf durch. Das hilft mir, in den Tunnel zu kommen.“ Unmittelbar vor dem Rennen geht’s dann noch mal schnell um die Ecke. 

Einen Talisman hat Nico Müller immer dabei, wenn er sich auf ein Rennen wie in Rom vorbereitet. „Das Armband von meiner Familie gibt mir einfach ein gutes Gefühl.“ Ebenfalls ein Ritual: Der Einstieg ins Monocoque des 475-PS-starken Gen3-Formel-E Rennwagens erfolgt immer von derselben Seite. „Es fühlt sich natürlicher an, mit dem rechten Fuss zuerst im Monocoque zu stehen.“ 

„Manchmal musst du einfach Entscheidungen treffen“

Während des Rennens sind viel Fingerspitzengefühl und ein kühler Kopf gefragt. „Du stehst voll unter Strom. Mental ist es extrem herausfordernd, so ein Rennen zu beherrschen. Du hast nicht immer das Gefühl, in jeder Situation on top of the Game zu sein. Manchmal musst du einfach Entscheidungen treffen und gucken, was dabei rauskommt. Es gibt so viele Faktoren, die ein Rennen mit beeinflussen“, beschreibt Nico das Gefühl während des Rennes, die richtige Strategie zu wählen. 

 Dabei geht es nicht nur darum, möglichst schnell zu fahren. In der Formel E spielt auch das Energie-Management eine grosse Rolle. „Man kann nicht das gesamte Rennen mit Höchstgeschwindigkeit durchfahren, sonst geht dir irgendwann der Strom aus. Du musst Energie rekuperieren. Das bedeutet, dass man beispielsweise nicht mit Vollgas an den nächsten Bremspunkt heranfährt, sondern ein sogenanntes Lift and Coast macht – also das Auto vor der nächsten Kurve ein Stück weit rollen lässt. Sonst verbraucht man zu viel Energie. Dieses Management möglichst effizient zu betreiben, mit möglichst wenig Zeitverlust pro Runde – das braucht viel Brainpower.“

Ein Wort für den Kurs in Rom: Herausforderung

Das gilt umso mehr für das Rennen in Rom. Der Kurs in Italiens Hauptstadt gilt mit seinen schnellen Passagen, Höhenunterschieden und Überholmöglichkeiten als einer der anspruchsvollsten der Saison – nicht zuletzt wegen einer berühmt-berüchtigten Sprungkuppe. Die Strecke führt mitten durch das Viertel der Weltausstellung (Esposizione Universale di Roma, kurz EUR genannt) und entlang des spektakulären Kongresszentrums „La Nuvola“. Ausserdem ergänzen weitere ikonische Bauwerke wie der Palazzo della Civiltà Italiana die Kulisse. 

Herausforderung – dieses Wort beschreibt die Strecke in Rom am besten“, sagt Nico Müller. „Ich kenne den Kurs aus der Vergangenheit und finde ihn absolut spektakulär – eine echte Formel-E-Strecke. Das bedeutet aber auch, dass sie absolut keine Fehler verzeiht. Es geht darum, sich schnell einzuschiessen und absolut fehlerfrei zu bleiben.

Teamchef fordert seine Piloten

Auch der ABT CUPRA Teamchef freut sich auf den ganz besonderen Kurs in Rom. „Mit Rom und London kommen zum Abschluss der Saison zwei klassische Stadtkurse, für die die Formel E berühmt ist“, sagt Thomas Biermaier. „Wir haben zuletzt in allen Sessions gezeigt, dass wir den Anschluss ans Mittelfeld gefunden haben. Jetzt brauchen wir auch die nötige Konsequenz, um die Performance in sichtbare Ergebnisse zu verwandeln. Rom ist technisch anspruchsvoll, also eine sogenannte Fahrer-Strecke – also genau das Richtige für Robin und Nico, die ihre Klasse schon oft gezeigt haben.

Was vom Renntag übrig blieb

Und wenn die Zielflagge geschwungen wurde? Dann beginnen schon wieder die Vorbereitungen auf die nächste Etappe. Spätestens beim Debriefing nach dem Rennen heisst es nämlich wieder: Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Das Team versucht, möglichst viele Erkenntnisse für das nächste Event mitzunehmen. Anschliessend lädt Nico Müller bei der Zeit mit seiner Familie seine eigenen Batterien wieder auf. Die Energie braucht der Formel-E-Pilot für das nächste Rennen – wenn die Abläufe ihn wieder in den Tunnel ziehen und er mit ganzem Herzen den Sport betreibt, den er liebt: Rennsport bei ABT CUPRA – Hundertprozent elektrisch und mit voller Brainpower.

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