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3.9.2020, 11:07 - Archiv

Historische Hingucker: 16 Sondermodelle aus 70 Jahren SEAT Geschichte

  • Sieben Jahrzehnte kreativer Entwicklung lieferten viele einzigartige Fahrzeuge 
  • Anlässe waren Berühmtheiten, Gedenken oder einfach Spass am Erfindergeist
  • 16 Raritäten nehmen einen besonderen Platz in der SEAT Klassikkollektion ein

Martorell/Cham, 3. September 2020 – Es ist das Jahr 1992, Barcelona wird zum internationalen Schauplatz: Ein Elektrofahrzeug begleitet den olympischen Fackellauf auf dem letzten Abschnitt zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele in der spanischen Metropole unweit des SEAT Stammwerks. Kein Wunder also, dass es sich bei dem zu jener Zeit ungewöhnlichen Fahrzeug um eine Kreation des spanischen Automobilherstellers handelt: ein elektrischer SEAT Toledo. Er ist nur eines von vielen Sondermodellen, die SEAT in seiner nunmehr 70 Jahre langen Geschichte auf die Räder stellte. 16 besonders ausgefallenen Exemplaren soll im Jubiläumsjahr 2020 noch einmal besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden.

530 Kilo Batterien für 55 Kilometer Reichweite

 

Der erwähnte SEAT Toledo war der erste rein elektrische SEAT überhaupt. Er verfügte über 16 Bleibatterien, die das Gewicht des Fahrzeugs von 1.015 auf 1.545 Kilo erhöhten. Er erzielte damit eine Reichweite von immerhin 55 Kilometern bei zyklischer Nutzung im Stadtverkehr. Das reichte aus, um die Athleten beim Marathonlauf am letzten Tag der Olympischen Spiele über die gesamte Distanz von 42,195 Kilometern zu begleiten.

 Der SEAT Toledo war übrigens nicht nur das offizielle Fahrzeug dieser Olympischen Spiele, sondern auch das „Siegerauto“: Jeder der 22 spanischen Medaillengewinner (13 x Gold, 7 x Silber, 2 x Bronze) erhielt ein exklusives Modell, das speziell für die erfolgreichen Athleten entwickelt wurde: der SEAT Toledo Podium. Deutlich erkennbar an seiner Lackierung in zwei Grautönen und mit einer Innenausstattung, die zur damaligen Zeit ein Höchstmass an Luxus darstellte. Es gab sogar ein Faxgerät und ein tragbares Telefon in der Armstütze sowie ein komplett im Farbton Creme gehaltenes Interieur mit Lederpolstern und Holzapplikationen am Armaturenbrett und in den Türen.

Sondermodelle schon in den 1950ern

Bereits 1956 wurde der SEAT 1400 Visitas auf Basis des ersten SEAT Modells entwickelt. Der Name war Programm – zu Deutsch: SEAT 1400 „Besuche“. Ohne Türen und Dach war das Fahrzeug ideal geeignet, um berühmte Besucher durch die SEAT Produktionsstätte zu chauffieren. Er wurde von denselben Mitarbeitern gefertigt, die auch in der Serienproduktion des 1400 tätig waren. 2005 wurden die beiden produzierten Exemplare bei einer Restauration zu einem Auto „zusammengelegt“. An dieser Aktion waren SEAT Mitarbeiter im Ruhestand beteiligt.

Erst 1964 kam ein anderes Kultfahrzeug von SEAT für den Transport von Werksbesuchern zum Einsatz, nämlich der SEAT 600. Kaum zu glauben, dass dieser kleine Stadtflitzer als Basis für den SEAT Savio diente. Dessen aufsehenerregendes Design stammte von Pietro Fraua und wurde vom italienischen Karosseriebauer Carrozzeria Savio umgesetzt. Es bestand aus einem Kleinbus mit drei Sitzreihen und hatte einen Radstand von nur zwei Metern, damit sich das Fahrzeug geschickt entlang der Montagelinien manövrieren liess. Das Glasdach bot dabei eine hervorragende Rundumsicht. Zudem war die Dachkonstruktion abnehmbar – so liess sich der Kleinbus in ein Cabrio verwandeln.

Ein Panda als Papamobil

Der Wunsch nach maximaler Wendigkeit war auch der Grund, warum SEAT anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1982 eine ganz besondere Anfrage erhielt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche benötigte für seine Visite in Spanien ein Fahrzeug mit kleineren Abmessungen als sein offizielles Papamobil, das er bis dahin auf seine Reisen stets mitnahm. Es war allerdings zu gross für die Eingänge der Stadien von Real Madrid und dem FC Barcelona, wo die grossen Veranstaltungen stattfinden sollten. Die Beschäftigten im Werk Zona Franca arbeiteten rund um die Uhr an der Fertigstellung des SEAT Panda „Papamóvil“. Von dem ganz in Weiss gehaltenen Fahrzeug wurden Dach und Verglasung abgenommen. An den Wänden der Ladefläche wurde zudem ein gepolstertes Gestell angeschweisst, an dem sich der Heilige Vater festhalten konnte, während er im Stehen den Menschen zuwinkte. Da das Fahrzeug nicht gepanzert war, kam es aus Sicherheitsgründen nur in den Stadien zum Einsatz.

Ebenso auf Auftrag eines Oberhaupts baute SEAT 1986 einen SEAT Ibiza um, der als Geschenk zur Volljährigkeit des heutigen spanischen Königs Felipe VI. bestimmt war. Das Auto erhielt den Namen SEAT Ibiza Rey (Rey: König). Für das massgefertigte Fahrzeug wurden die technischen Spezifikationen des Ibiza SXI weiterentwickelt, der zwei Jahre später in Produktion gehen sollte: Es erhielt einen 100-PS-Einspritzmotor und eine Zweikreis-Bremsanlage in X-Aufteilung mit belüfteten Bremsscheiben. Dazu gab es ein Speziallenkrad, Recaro-Sitze und eine Klimaanlage. Es war die exklusivste Ausführung der mehr als eine Million Mal produzierten SEAT Ibiza der ersten Generation, erkennbar an der goldenen Farbe und dem breiteren Heck.

Ein lila SEAT Leon CUPRA für einen guten Zweck

Einer grosszügigen Künstlerin ist ein anderes SEAT Sondermodell zu verdanken: der SEAT Leon CUPRA „Pies Descalzos“ – „barfuss“ auf Deutsch. Er wurde nach der Stiftung für obdachlose und benachteiligte Kinder in Lateinamerika benannt, die von der kolumbianischen Sängerin Shakira ins Leben gerufen wurde. Mit ihrem Autogramm auf der Motorhaube wurde das Auto auch als SEAT Leon Shakira bekannt. Die Ausführung entspricht ganz dem Geschmack der Künstlerin: Lila ist innen wie aussen die dominierende Farbe. Eines der beiden produzierten Modelle blieb in der SEAT Sammlung, das andere wurde bei einer Spendenaktion verlost. Glücklicher Gewinner war ein Student, der per SMS einen Euro für die Verlosung gesetzt hatte.

Bevor der SEAT Ibiza die Eine-Million-Stück-Grenze durchbrechen konnte, hatte SEAT bereits andere Millionen-Meilensteine erreicht. 16 Jahre nach Aufnahme der Fahrzeugproduktion verliess der SEAT „Eine Million“ die Montagelinie: ein SEAT 124, an dessen Steuer der damalige Industrieminister sass. Auch dieses Modell wurde verlost, und zwar unter den Beschäftigten. Der Gewinner besass allerdings nicht einmal eine Fahrerlaubnis. Daher zog er es vor, das Auto an SEAT zurückzugeben und stattdessen den entsprechenden Geldbetrag entgegenzunehmen. 

Dank gelber Fahrzeugteile: SEAT siegt vor Gericht 

Seit 1975 entwickelt SEAT im Technischen Zentrum seine eigenen Fahrzeuge. 1982 wurde der SEAT Ronda vorgestellt, ein auf dem SEAT Ritmo basierendes Modell, das grösstenteils eine Eigenentwicklung in Zusammenarbeit mit Rayton Fissore war. SEAT war auf dem Weg, sich als Autoexporteur mit einem Netzwerk unabhängiger Händler in Europa zu etablieren. Doch kurz nach der offiziellen Präsentation wurde das Auto mit Plagiatsklagen überzogen. Anstatt vor Gericht mit Hunderten technischen Details zu argumentieren, präsentierte SEAT den Richtern einen schwarzen SEAT Ronda, dessen selbst entwickelte Teile in gelb lackiert waren. Das überzeugte das Gericht – und alle anderen – schliesslich davon, dass der SEAT Ronda ein echter SEAT war. Dieser SEAT Ronda „Tribunal de Paris“ ist auch ohne offiziellen Vermerk im Geschichtsbuch von SEAT als ein wichtiges Ereignis im Unternehmensgedächtnis verankert.

Highlights auch im Motorsport

Neben den 124er-Modellen bei der Rallye Monte Carlo war SEAT auch im Jahr 2014 ausgesprochen erfolgreich. In diesem Jahr schaffte der SEAT Leon CUPRA SC 280 den „Nürburgring-Rekord“: Zum ersten Mal konnte ein Fahrzeug mit Vorderradantrieb die 8-Minuten-Marke für eine Runde auf dem legendären Nürburgring mit 7:58,44 Minuten unterbieten. Jordi Gené sass am Steuer des camouflierten Fahrzeugs, das in der finalen Einstellfahrt mit einem Performance Pack ausgestattet wurde. 

Technisch besonders war zudem der Rallye-Bolide SEAT Ibiza Bimotor, benannt nach dem spanischen Wort für „Doppelmotor“. 1986 überraschte der Rennfahrer José María Servià auf der Dirt-Rally-Meisterschaft mit einem SEAT Ibiza 4x4. Das A und O in dieser Disziplin: jede Menge Traktion und Power. Die Lösung bestand darin, auf jeder Achse einen Ibiza Motor zu platzieren, jeweils gekoppelt mit einem eigenen Getriebe. Nach dem Hubraum der Motoren wurde das Auto als 1.5x1.5 bezeichnet. Es leistete fast 300 PS und fuhr schliesslich zwei zweite Plätze ein.

Apropos Traktion: Der imposante SEAT Ateca „Mattracks“ wurde 2017 anlässlich der SEAT Ateca Snow Experience für eine Medienpräsentation gefertigt. Von Mattracks produzierte Raupenlaufwerke ersetzten die Reifen eines Ateca. Das natürliche Habitat dieses höhergelegten und extrabreiten Fahrzeugs ist die verschneite Skipiste, zugelassen ist es jedoch auch für den Strassenverkehr.

Der Traum vom offenen SEAT

Das Konzept offener Fahrzeuge ist zeitlos attraktiv. Für den SEAT Ibiza gab es darum auch immer wieder Vorschläge für eine Cabrio-Ausführung, die jedoch nie in Serie gingen. Das SEAT Ibiza Cabrio basiert auf dem SEAT Ibiza der ersten Generation. Die klare Linienführung dieses 2+2Sitzers ohne Überrollbügel stammt vom Studio Ital Design, der Agentur von Giorgio Giugiaro, der damals für das Design des SEAT Ibiza verantwortlich war. 2014 wurde der SEAT Ibiza Cupster entwickelt, ein spektakulärer und eleganter Speedster mit niedriger Windschutzscheibe, der anstelle der Rücksitze eine grosse Abdeckung mit zwei markanten Hutzen hatte. Doch auch nach der Vorstellung des SEAT 850 Spider 1969 und damit nunmehr insgesamt drei offenen Varianten war noch immer nicht die Zeit gekommen, ein SEAT Modell mit offenem Dach in Serie zu produzieren.  

Ein weiteres optisches Highlight war der SEAT Marbella Pick Up. Das Modell war schlichter und alltagstauglicher als das Marbella Playa Konzeptfahrzeug, das ebenfalls nicht in Serienproduktion ging. Sein auffälligstes Element war die nur durch ein Schutzgitter vom Passagierraum getrennte Ladefläche.

Der neue SEAT Leon in Scherbenoptik

Besonders innovativ ist die jüngste der herausragenden Einzelkreationen von SEAT: Die Tarnfolierung des SEAT Leon Trencadís ist von Gaudís Mosaiktechnik „Trencadís“ inspiriert, bei der zerbrochene Fliesen zu einem neuen Kunstwerk zusammengefügt werden. Das Fahrzeug fällt durch sein künstlerisches Tarnkleid auf, das während der letzten Entwicklungsphase des SEAT Leon der vierten Generation angebracht wurde. Neben seiner dekorativen Wirkung steht der SEAT Leon Trencadís auch für „Created in Barcelona“.

 

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